Mobilitätsökosystem
KOMO Nesslau / Toggenburg
Um die klima- und verkehrspolitischen Herausforderungen zu meistern, müssen die Mobilitätsbedürfnisse deutlich nachhaltiger und ressourcenschonender erfüllt werden. Der Verkehrssektor hat dabei besonders im ländlichen Raum grossen Nachholbedarf. Vielfältige, flexible Mobilitätsangebote mit Mobilitätshubs sowie ergänzende Services und Massnahmen schaffen ein attraktives, ganzheitliches System. Die Gemeinde Nesslau erhielt im Rahmen eines KOMO-Projekts die Möglichkeit, neuartige und multimodale Mobilitätsideen zu testen und Erfahrungen zu sammeln.
Eine Auswertung von Mobilfunkdaten zeigte, dass ein grosser Teil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) innerhalb des Dorfzentrums entsteht. Auch zeigten Erhebungen, die im Rahmen des Parallelprojekts SUSMOBTOGG gemacht wurden, dass die Mobilität im Toggenburg von hoher Autonutzung charakterisiert ist, was allgemein auf die Herausforderungen der ländlichen Räume aber auch auf ein routiniertes Mobilitätsverhalten zurückzuführen ist. Um den Status Quo verändern zu können, braucht es ein flexibles und gut ausgebautes Mobilitätsangebot mit starkem ÖV als praktische Alternative zum Auto. Auch der Aktivverkehr und insbesondere das Velo und E-Velo sollten eine relevantere Rolle spielen.
Welche Angebote umgesetzt werden sollen, konnte die Bevölkerung im Rahmen von verschiedenen Workshops und Standaktionen selbst definieren. Auf der einen Seite wurde so geklärt, ob der Bedarf und die Bereitschaft für Veränderung in der Bevölkerung vorhanden sind. Auf der anderen Seite konnte so sichergestellt werden, dass sich die Bevölkerung eher mit den neuen Angeboten identifiziert.
Die starke Affinität zum Auto hat dazu bewogen, erste priorisierte Angebote an das Auto zu knüpfen. Trotzdem war sich das Projektteam bewusst, dass eine «Totalrevision» der Angebotsplanung nicht angebracht ist und die Projekte auf dem bestehenden ÖV-Angebot aufgebaut werden sollen. Die Eröffnung von mehreren Strecken mit Mitfahrbänkli rief ein grosses Echo bei Medien aus der ganzen Schweiz hervor. Die effektive Nutzung lässt sich zwar nicht mit Zahlen belegen, eine Umfrage zeigt aber ein positives Bild. Auch mit der Einführung eines Mitfahrservices und der Eröffnung eines weiteren Standortes für Carsharing konnten wertvolle Erfahrungen gesammelt werden.
Der Aufbau des Pilotbetriebs eines Fahrdienstes auf Verlangen entwickelte sich zum Herzstück des Projektes, was den zeitlichen Aufwand und die finanziellen Ressourcen betrifft. Auch hierbei spielte die Bevölkerung eine wichtige Rolle, nicht nur bezüglich Nutzung des Angebots, sondern auch bezüglich Organisation durch einen Verein sowie die Sicherstellung des Betriebs mit Fahrer*innen. Der Pilotbetrieb ist noch bis Ende 2025 finanziell gesichert. Aktuell wird daran gearbeitet, dass die Überführung in den Regelbetrieb gelingt. Ideen wie der Aufbau von Lieferboxen waren zweitrangig priorisiert und konnten im Rahmen dieses KOMO-Projekts nur am Rande verfolgt werden.
Mit dem Abschluss des Projekts «Nachhaltiges Mobilitätsökosystem Nesslau» ist ein erster Schritt in eine nachhaltige, lokale Mobilitätsnutzung gemacht. Es gilt nun, vor allem auf kommunikativer Ebene dranzubleiben. Letztlich muss es gelingen, bei der Bevölkerung das Bewusstsein für die Notwendigkeit von nachhaltiger Mobilität weiter zu wecken und eine Verhaltensänderung herbeizuführen.
Projektbegleitung
Auf Anfrage bietet energietal toggenburg auch eine fachliche Projektbegleitung. Ob bei Projekten, beim Erstellen von Nachhaltigkeitskonzepten und/oder der Organisation von Veranstaltungen gemeinsam mit kompetenten Partnern.