Bei der heutigen mobilen Eventstruktur ist die Nutzung erneuerbarer Energien kaum ein Thema. Nun schliesst der Solarpavillon diese Lücke. Im Mai kann er erstmals in Ebnat-Kappel besichtigt werden.
Die Idee besticht: Auch eine mobile Eventstruktur soll über erneuerbare Stromversorgung verfügen. Entstanden ist der Gedanke im Rahmen des «Winterzaubers» Ende 2019 in Bazenheid. Die Dorfkorporation Bazenheid baute anlässlich des 60. Geburtstags ein 500 m2 grosses Eisfeld für die Bevölkerung auf und organisierte den Event nach Kriterien der Nachhaltigkeit (saubere-veranstaltung.ch). Dazu versorgte sie den Anlass über eine mobile Leitung mit erneuerbarer Wärme und produzierte mit der eigens aufgebauten Photovoltaikanlage direkt Strom.
Ein Prototyp entsteht
Energietal toggenburg erstellte das Nachhaltigkeitskonzept für den «Winterzauber» und verfolgte die Idee im letzten Jahr weiter; zusammen mit der Regionalgruppe Nordostschweiz der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES und engagierten Fachpartnern. Das Resultat ist der mobile Solarpavillon. Eine 12,75 Kilowattpeak Photovoltaikanlage (PVA) bildet sein Giebeldach und deckt eine Fläche von 60 m2.
«Die grösste Herausforderung war es, ein geeignetes Solarmodulsystem aus der Schweiz so zu modifizieren, dass es sich mehrmalig ohne Spezialwerkzeuge einfach auf- und abbauen lässt», erklärt Martin Raschle, der als Teilhaber der Solarpartner GmbH, Wattwil, für Konzept und Umsetzung der PVA verantwortlich ist. Gleichzeitig sollten die Zellen von unten zu sehen sein, um im Sinne des Demonstrationseffekts, die Solarstromproduktion künftigen Besucher* innen sichtbar zu machen. Gelöst hat die Solarpartner GmbH diese Anforderungen unter anderem mit einer Glasabdeckung auch auf der Unterseite der Module sowie mit speziell konzipierter Unterkonstruktion und Verriegelung. Sowohl Dichtigkeit als auch Wasserabfluss sind gewährleistet. Für die Stromerzeugung ist die PVA in zwei Systeme geteilt. Rund ein Drittel funktioniert dank einer Batterie im Inselbetrieb, so dass sich der Pavillon auch unabhängig von einem Stromnetz nutzen lässt. Beim grösseren Teil handelt es sich um eine ganz «normale» Verbundanlage mit Anschluss ans öffentliche Stromnetz.
Die Elektrotechnik für die PVA führte als weiterer Fachpartner die Bichler + Partner AG, Wattwil, aus. Dabei integrierte sie Wechselrichter und weitere Einzelteile in einen Schaltschrank, um ebenfalls Auf- und Abbau der Technik zu vereinfachen.
Den eigentlichen Pavillon produzierte die Wiler VierD AG, die auf den Bau von Eventmodulen spezialisiert ist, zusammen mit ihrer Mutterfirma S. Müller Holzbau AG, Wil. «Angepasst ans Solardach haben wir die Konstruktion entworfen und ein das Dach tragendes Balkengerüst mit 3,5 Meter Höhe im First und 2,5 Meter hohen Wänden gebaut,» führt Andy Scherrer, Projektleiter Eventbau bei der VierD AG, aus und ergänzt, dass dabei die Materialbeschaffung nicht ganz einfach gewesen sei, weil im Moment sehr grosse Nachfrage nach Bauholz herrsche. So stammt rund die Hälfte des Holzes, das Ständerholz, aus der Region, während die grossen Leimholz-Dachbalken in Deutschland bezogen werden mussten.
Erstmals zu besichtigen
Seit dieser Woche ist sichtbar, dass Fachkompetenz und Engagement der Partner zum erfolgreichen Abschluss des Projekts führten. Der Solarpavillon ist erstmals in Betrieb und bis Ende Mai bei der IST AG in Ebnat-Kappel zu besichtigen. Der Bekanntmachung der einzigartigen Eventstruktur dient der Einsatz an weiteren Standorten im Toggenburg und an der Olma.
Ab 2022 kann der Pavillon, mit oder ohne Wände, reserviert und schweizweit für Anlässe jeglicher Art gemietet werden. Zuständig für Vermietung sowie Auf- und Abbau ist die VierD AG.
Weitere Infos: www.solarpavillon.ch