Seit September 2020 ist das neue Fernwärme-Projekt in Alt St. Johann in Betrieb. Heute beliefert der Wärmeverbund 68 Liegenschaften mit nachhaltiger und klimafreundlicher Energie aus der Region.
Fernwärme ist ein bekanntes Konzept für die Ortsgemeinde Alt St. Johann. 25 Jahre lang versorgten zwei Anlagen gut 40 Liegenschaften mit Energie – Zeit für eine Sanierung. Denn im letzten Vierteljahrhundert hat sich in Sachen Effizienz und Umweltfreundlichkeit viel getan. Konzipiert und umgesetzt hat das neue Fernwärme-Projekt das Wiler Ingenieurbüro Calorex AG mit Anlagen von Schmid Energy Solutions aus Eschlikon. Der neue Verbund kann als voller Erfolg gewertet werden. «Ich bin sehr zufrieden, die Anlage läuft gut, und wir konnten viel Wärme produzieren», sagt Ortsgemeinde-Präsident Hubert Looser.
Mit Holz zu 900 kW Leistung
Im März 2019 hatte die Ortsbürgerversammlung Alt St. Johann das Projekt im Umfang von 4,6 Millionen Franken genehmigt, Baubeginn war kurz darauf im April. In einem ersten Bauschritt erneuerte die Ortsgemeinde den Heizstrang Alt St. Johann bis Sändli, Unterwasser. Seit Ende September 2020 ist die neue Heizzentrale Weier in Betrieb. «Momentan beliefern wir 68 Liegenschaften mit Wärme», erklärt Hubert Looser. Für das neue Projekt sei geplant gewesen, dass mindestens 50% mehr Anschlüsse versorgt werden, als es mit der alten Infrastruktur möglich war. «Dieses Ziel haben wir schon fast erreicht», freut sich Looser. Befeuert wird der Wärmeverbund mit Holz aus der Region, der grösste Teil davon aus den eigenen Wäldern der Ortsgemeinde. Im Jahr 2021 belief sich der Verbrauch auf moderaten 7’000 Kubikmetern Holzschnitzel für bis zu 900 kW Leistung.
Attraktiv fürs Klima und den Geldbeutel
Das ist bedeutend weniger, als wenn jede Liegenschaft mit einer eigenen Holzheizung versehen wäre. Hier liegt der grosse Vorteil von solchen Wärmeverbunden: Es ist effizienter, zentral in einer Anlage mit hohem Wirkungsgrad Energie zu erzeugen. Und dann die gewonnene Wärme über ein Netzwerk von optimal isolierten Leitungen an die Verbraucher*innen zu verteilen. Da das benötigte Holz aus der Region stammt, fallen weniger Kosten für den Transport an, als wenn man fossile Energieträger über viele tausende Kilometer beziehen muss. In Alt St. Johann stammen 80% des verheizten Holzes aus dem Wald, je 10% sind Restholz aus der Holzverarbeitung und der Landschaftspflege. Die jährliche Wertschöpfung für die Region liegt so bei gut 150’000 Franken.
Aber nicht nur finanziell sind Wärmeverbunde attraktiv, auch klimatechnisch sind sie sehr interessant. Denn Holz ist ein nachhaltiger, CO2-neutraler Energieträger – es wird nur das CO2 freigesetzt, das die Bäume über vergleichsweise wenige Jahre gebunden hatten. Das durch das Verbrennen erzeugte Treibhausgas ist also Teil des natürlichen Kreislaufs und erhöht das CO2-Budget des Planeten nicht. Bei all den Vorteilen ist es kein Wunder, dass auch andere Gemeinden in der Region auf nachhaltige Wärmeverbunde setzen. Neben Wattwil und Nesslau, dessen Verbunde bereits in Betrieb sind, sind nun auch in Mosnang und Krummenau Fernwärme-Projekte in Vorbereitung.