Fernwärmeleitung zieht sich durch eine Wiese

Mit der Installation einer Netztrennung geht das Fernwärmeprojekt in Kirchberg in die nächste Phase. Schon zur Heizperiode im Herbst 2022 wird das Netz ungefähr 4’000 Megawattstunden Wärmeleistung liefern.

Kirchberg und Bazenheid folgen mit dem Fernwärmeprojekt einem Trend für mehr Nachhaltigkeit in der Wärmeversorgung. Nicht erst seit dem Ukraine-Krieg ist der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen auch für Hausbesitzer*innen ein grosses Thema: Der Ersatz von alten Öl- und Gasheizungen erlebt schon seit einigen Jahren einen Boom, und die Fernwärme ist in immer mehr Gemeinden mit im Gespräch. Anders als beim Bau neuer Wind- oder Wasserkraftanlagen, die viele Jahre dauern, nutzen Fernwärmeprojekte mehrheitlich bereits vorhandenen Wärmeüberschuss aus der Industrie, im Fall von Kirchberg aus dem Zweckverband Abfallverwertung (ZAB). Die Energie steht der Bevölkerung also schnell, unkompliziert und vergleichsweise günstig zur Verfügung.

Aus Abfall wird Wärme

Laut des Bundesamts für Energie BFE sind zurzeit gut 1’000 solche Fernwärmenetzwerke wie in Bazenheid in Betrieb, die gemeinsam pro Jahr 6 Terawattstunden Energie transportieren. Das entspricht knapp einer Verdoppelung dessen, was noch im Jahr 1995 geliefert wurde. Und es ist Potenzial da für fast viermal so viel Fernwärme, wie das BFE festhält. Diese Energie fällt CO2-neutral aus, denn in 80 % der Fälle wird laut BFE auf bestehende Wärmequellen wie Abfallverbrennungsanlagen zurückgegriffen, die restlichen 20 % mit nachhaltigen Energieträgern beheizt.
Eine Fernwärmezentrale produziert also in den meisten Fällen die Energie als «Abfallprodukt». Die bestehende Wärme wird nun abgegriffen und fliesst durch Wasserleitungen zu den angeschlossenen Liegenschaften. Dort findet sich die Hausstation, welche mittels eines Wärmetauschers die Übergabe der Energie aus dem Netz in die Hausinstallation gewährleistet. Bildlich gesprochen beheizt das Fernwärmenetz einen hauseigenen Boiler, der dann wiederum die Heizkörper oder die Fussbodenheizung selbst mit eigenem heissem Wasser beliefert. Die Wasserkreisläufe bleiben dabei getrennt.

Kaum Folgekosten nach Installation

Was bedeutet das Fernwärmeprojekt für Sie als Kirchberger Hausbesitzer*in? Sie installieren einen Wärmetauscher und integrieren ihn in ihre bestehende Heizungsinstallation. Das Regionalwerk Toggenburg (RWT) koppelt sie gegen eine einmalige Anschlussgebühr an das Fernwärmenetz. Ab dann bezahlen Sie die effektiv bezogene Wärme, es fällt kein jährlicher Grundpreis an. Ebenso entfallen für Sie zukünftig Kosten für allfällige Sanierungen, etwa für einen moderneren Heizkessel. Aber auch die Lieferung und Lagerung der Energieträger wie Holz oder Öl, den Kaminfeger, die Tankreinigung oder Abgasmessungen können Sie sich nach dem Anschluss ans Fernwärmenetz sparen.

Netztrennung für Versorgungssicherheit

Die Arbeiten in Kirchberg laufen genau nach Zeitplan. Bis November 2021 verlegte das Regionalwerk Toggenburg (RWT) die Rohre des ersten Teilstücks. Im Mai dieses Jahres gingen die ersten 2’850 Meter des Fernwärmenetzes in Betrieb. Dieses erste Teilstück stelle gewissermassen einen verlängerten Arm des bestehenden Bazenheider Fernwärmenetzes dar, erklärt RWT-Geschäftsleiter René Rüttimann. Für den kommenden zweiten Teil war die Installation einer sogenannten Netztrennung nötig: Mit vier kaskadierten Wärmetauschern sorgt die Netztrennung dafür, dass der Druck auf den Leitungen reduziert und die Versorgungssicherheit gesamthaft erhöht wird.

An dieser Netztrennung baut die RWT nun seit Ostern praktisch ein komplettes zweites Fernwärmenetz auf. «Dieses Teilstück erschliesst die Gähwiler-, Husen-, Neudorf- und Florastrasse sowie die neue Zentrumsüberbauung», so Rüttimann. Bis zu 60 Liegenschaften sollen an die 2’150 Meter Leitungen angeschlossen werden können. In Betrieb geht das Netz pünktlich zum Start der Heizperiode im Herbst 2022.

Arbeiter vor Laptop und mit Handy in der Hand

Seit 2009 macht die Energieakademie Toggenburg Berufsleute für die erneuerbare Zukunft fit. Über die Jahre ist ihr Bildungsangebot stetig gewachsen.

Die Energieakademie Toggenburg ist eine Kooperation zwischen uns, dem Förderverein energietal toggenburg, und dem Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg (BWZT). Die Idee dahinter: Statt Spezialisten für alles, was mit erneuerbaren Energien zu tun hat, aus anderen Regionen abzuwerben, bildet die Energieakademie vor Ort Fachkräfte aus. Um die Energiewende zu schaffen, sind solche Fachleute unerlässlich. Weshalb also nicht selbst welche im Toggenburg aus- und weiterbilden?

Mit praxisnahen Lehrgängen zu anerkannten Abschlüssen

«Die Energieakademie Toggenburg ist so etwas wie die Schwester von energietal toggenburg», erklärt Roland Langenegger, seit fünf Jahren Leiter der Akademie. Sie ergänzt also quasi unsere Informations- und Beratungsfunktionen mit konkreten Bildungsangeboten. Die attraktiven und praxisnahen Lehrgänge führen zu anerkannten Abschlüssen. «Wir machen die Absolventinnen und Absolventen fit für ihre berufliche Zukunft mit erneuerbaren Energien», so Langenegger. An den Start ging die Energieakademie Toggenburg im Jahr 2009 mit der Ausbildung zum Solarteur. Dieses Jahr wird bereits der dreihundertste Solarteur die energieakademie verlassen.

Spezialist*innen für alles Solare

Die Ausbildung zum Solarteur ist eine Spezialität der Energieakademie Toggenburg – schweizweit ist sie die grösste Bildungseinrichtung für diesen Lehrgang. Es ist ein EU-geschützter Titel, der die Berufsleute als Spezialisten in den Bereichen Photovoltaik, Solarthermie und Wärmepumpen ausweist. Die Ausbildung geschieht berufsbegleitend in Modulen; nach sieben Modulen kann man sich über das Zertifikat freuen, oder noch zwei weitere Module anhängen und den eidgenössischen Fachausweis als Projektleiter*in Solarmontage erwerben.

Mehr als nur Berufsbildung

Die Energieakademie Toggenburg mag mit Solarteuren an den Start gegangen sein, über die Jahre hat sie sich aber bedeutend breiter aufgestellt. Heute bildet die Akademie auch Gebäudetechnikoptimierer*innen, Solarmonteure, Energiemanager*innen und -navigator*innen sowie Projektleiter*innen aus. Neben den bestehenden Ausbildungsgängen kommen laufend weitere Kurse hinzu: Im Jahr 2021 startete zum Beispiel der erste Lehrgang EnergieLeader, eine Ausbildung, die sich speziell an Menschen in leitenden Positionen bei Gemeindeverwaltungen, Institutionen und Unternehmen richtet.

Velofahrerin lädt ihre Einkäufe in ein Carvelo

Seit vier Jahren steht der Bevölkerung beim Café Abderhalden in Wattwil ein elektrisches Transportvelo zur Verfügung. Das von der TCS-Regionalgruppe Toggenburg und der Energiestadt Wattwil gesponsorte Carvelo ist bei der ersten Miete kostenlos.

Für den Transport der wöchentlichen Grosseinkäufe, einen Ausflug mit den Kindern oder einen kurzfristigen Geschäftstermin: Das Wattwiler Carvelo eignet sich perfekt für Transporte aller Art. Lasten von bis zu 100 kg können problemlos und bequem transportiert werden. Mit dem Gutscheincode „wattwil2go“ ist die erste Buchung (Grundgebühr inkl. 4h Miete) bis Ende des Jahres sogar kostenlos.

Das Sharing-Angebot funktioniert denkbar einfach. Nach einer einmaligen und kostenlosen Registrierung auf www.carvelo2go.ch bzw. über die gleichnamige App und der Hinterlegung eines Zahlungsmittels (Mastercard, VISA oder Postfinance-Card) kann das Carvelo online reserviert werden. Die erste Stunde mit dem Cargo-Bike kostet CHF 5.–, jede weitere Stunde kostet CHF 2.50. Von 22 Uhr bis 8 Uhr morgens entfällt der Stundentarif. Für Personen, die oft ein Cargo-Velo ausleihen, lohnt sich das Halbtaxabo für 90.- pro Jahr. Damit halbiert sich die Miete. Ebenso fahren TCS-Mitglieder zum halben Preis, weil der TCS nationaler Partner von carvelo2go ist. Nach der getätigten Reservation kann das Bikes beim Café Abderhalden abgeholt werden und der Fahrt steht nichts mehr im Weg.

Wir wünschen eine gute Fahrt.

Zuschauer in grossem Saal mit Holzboden

Am Montag, 02. Mai 2022, fand unsere Generalversammlung im Berufs- und Weiterbildungszentrum Toggenburg (BWZT) in Wattwil statt. Nach den offiziellen Traktanden folgte ein Grusswort von Claudio Bianculli, Vorsitzender der Geschäftsleitung ZAB, und ein Referat zum Thema „Neue Herausforderungen im Solarmarkt“ von Roland Langenegger, Leiter Energieakademie Toggenburg. Die Referate geben einen spannenden Einblick in die Energiebranche und die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Wer die Referate verpasst hat, kann diese gerne nachschauen (siehe unten). Im Anschluss gab es einen Apéro, bei welchem der Austausch mit unseren Mitgliedern im Zentrum stand.

Den Jahresbericht und weitere Informationen zum Förderverein finden Sie hier.

Grusswort | ZAB – Zweckverband Abfallverwertung Bazenheid

Neue Herausforderungen im Solarmarkt | Energieakademie Toggenburg