Investitionen sind nötig, um die Energieversorgung der Schweiz zu sichern
Roger Nordmann, SP-Nationalrat aus der Waadt und Bundesratskandidat, sprach an der Tagung «Watts new?» im Berufs- und Weiterbildungszentrum Wattwil vor rund 100 Fachpersonen. In seinem Referat stellte er klar: Die Schweiz kann genügend erneuerbaren Strom herstellen, wenn die Techniken effizient genutzt werden.
Die Energiepolitik beschäftigt das nationale Parlament in Bern, nicht nur seit dem Krieg in der Ukraine, der eine Erhöhung der Energiepreise mit sich brachte. Im Zug einer Initiative, die einen Klimafonds fordert, stellte Nationalrat Roger Nordmann ein Argumentarium zusammen, das nun als Buch veröffentlicht wurde. Darin beschreibt er ein Gesamtkonzept der Energieversorgung. Dieses stellte er bei seiner Rede in Wattwil vor.
Die Klimafrage ist auch die Energiefrage
Heute werden zwei Drittel der Energie aus fossilen Energieträgern wie Erdgas und Erdöl erzeugt, die ausnahmslos importiert sind, legte Nordmann dar. Sie seien auch für 79 Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Diese Aussage brachte ihn zum Schluss, dass die Klimafrage und die Energiefrage dieselbe ist. Da die Schweiz vor einer Erneuerungswelle bei Energieproduktionsanlagen stehe und dafür in den kommenden 25 Jahren rund 430 Milliarden Franken investieren müsse, können jetzt Weichen gestellt werden. Dabei sei die erneuerbare Produktion mit Solartechnologie am sinnvollsten, ist Nordmann überzeugt. Doch wie soll das finanziert werden?
Das Verursacherprinzip ist für den SP-Nationalrat der falsche Weg. Dieses werde als Strafe empfunden und biete keinen Anreiz, um weniger Energie zu brauchen. Seine Lösung: «Erneuerbare Energie soll billiger sein als fossile», brachte er es auf den Punkt. Wenn der Staat ein Teil der Investition trage, seien die Schweizerinnen und Schweizer eher bereit zu investieren. Das Geld für diese staatliche Hilfe solle aus dem neuen Klimafonds kommen. Für Investitionen in eine effizientere Schweiz gehe eine zusätzliche Verschuldung in Ordnung. Denn, so Nordmann: «Wir schaffen es auf die lange Sicht, die Schweiz fit zu machen für Morgen.»
Höherer Stromverbrauch, aber tieferer Energieverbrauch
Einen Verzicht, um weniger Strom zu verbrauchen, ist für Roger Nordmann nicht notwendig. Mit Verhaltensänderungen könne zwar einiges erreicht werden, viel mehr sei aber mit technischem Fortschritt machbar. So sei der Stromverbrauch in den vergangenen 15 Jahren stabil geblieben, obwohl mehr Menschen in der Schweiz wohnen und mehr Wärmepumpen und E-Fahrzeuge im Einsatz seien. Aber: In den kommenden Jahren gelte es, die Atomkraft zu ersetzen und auch sollten keine fossilen Brennstoffe zur Stromerzeugung im Winter eingesetzt werden. Eine mögliche Lösung sei, den Überschuss bei Solar- und Wasserstrom für die Herstellung von Syngas zu nutzen, das im Winter in Strom und Wärme umgewandelt werden kann. Dafür brauche die Schweiz die bestehende Wasserkraft, die vorhandene Biomasse, Windkraft – und etwa 16 Mal mehr Photovoltaik-Fläche als heute. «Um zum Ziel fürs Jahr 2050 zu kommen, müssen wir das aktuelle Tempo verdoppeln», sagte Roger Nordmann. Mit seinen Ideen steige der Stromverbrauch, doch der Anteil an fossiler Energie betrage fast Null. Somit sinke der Gesamtenergieverbrauch.