Glühbirne mit Stromstecker

Die Toggenburger Energiewende ist unübersehbar: Es gibt viele neue PV-Anlagen, Fernwärmeverbunde und Elektroladestationen. Doch wo stehen wir wirklich? Die von uns erstellte Bilanz zum Gesamtenergieverbrauch der Toggenburger Gemeinden des Jahres 2019 zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg – Handlungsbedarf besteht aber alleweil.

Wie ein Blick auf die neusten Zahlen von 2019 zeigt, stimmen diese sehr positiv. So liegt der Endenergieverbrauch für Strom, Wärme und Mobilität bei rund 1.4 MWh (siehe Grafik). Das sind 5.6 Prozent weniger als noch bei der Energiebilanzierung im Jahr 2013. Bei den einzelnen Energiebereichen gibt es jedoch grosse Unterschiede.

Strom

75 % des im Toggenburg benötigten Stroms entstammt aus erneuerbaren Energiequellen. Dieser erfreuliche Wert ist zu einem grossen Teil der Einführung des erneuerbaren Basis-Strommix der Regionalen Energieversorger zu verdanken. Wie die Energieversorger bekannt gaben, sank der Stromverbrauch jedoch nicht einmal um 1 Prozent. Bis 2050 ist jedoch eine Reduktion von 18 Prozent erforderlich. Gerade im Bereich der Elektroheizungen und -boiler sowie effizienteren Geräten und Anlagen besteht noch grosses Potenzial.

Wärme

Der Anteil erneuerbarer Wärme am Gesamtwärmeverbrauch hat um ganze 10 Prozentpunkte zugenommen. So haben die erneuerbaren Heizungsträger erstmals die Marke von 50 Prozent überschritten. Der Wärme-Mix zeigt eine deutliche Verlagerung von den fossilen zu den erneuerbaren Energien. Mit 43 Prozent Heizöl und Gas ist aber noch viel Entwicklungspotenzial für erneuerbare Wärmeerzeugung vorhanden. Beim Endverbrauch zeigt sich aber bereits jetzt eine deutliche Effizienzsteigerung.

Mobilität

Ein anderes Bild zeigt sich in der Mobilität. Obwohl der Gesamtenergieverbrauch auch hier rückläufig ist, verursacht dieser Bereich insgesamt 56 Prozent der Treibhausgasemissionen. Das ist auf die geringe Anzahl Batterie- und Brennstoffzellenfahrzeuge zurückzuführen. Denn aktuell widerspiegeln diese nur ein Prozent der gesamten Fahrzeugflotte. Prognosen zeigen aber, dass diese bereits im Jahr 2040 100 Prozent abdecken. Trotz einem Anstieg des Stromverbrauchs kann dank verbesserter Antriebseffizienz und dem Umstieg auf erneuerbare Energien der Energieverbrauch im Bereich Mobilität um nochmals 46 Prozent reduziert werden.
Sukzessive Umsetzung
Gemeinsam mit den Toggenburger Gemeinden, Kanton, Bund und vielen weiteren Projektpartnern werden wir in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität weitere Massnahmen und Ziele definieren. So kommen wir einer nachhaltigen Energiezukunft sukzessive näher.

Möchten wir die Energiewende schaffen, brauchen wir geeignete Lösungen für die Stromversorgung im Winterhalbjahr. Das Bundesamt für Energie (BFE) zeigt im Dossier «Energieperspektiven 2050+» zum Thema «Stromversorgung der Schweiz im Winterhalbjahr», wie wir diese Knacknuss lösen können.

Ende Oktober des vergangenen Jahres veröffentlichte das BFE das Dossier «Energieperspektiven 2050+» zum Thema «Stromversorgung der Schweiz im Winterhalbjahr». Darin wird beschrieben, dass nach Ausserbetriebnahme der Kernkraftwerke und dem langfristigen Klimaziel von Netto-Null Treibhausgasemissionen mit einem höheren Stromimport im Winterhalbjahr zu rechnen ist. Dieser Stromimport besteht langfristig vor allem aus Windenergie.

Flexibilität als Schlüsselfaktor

Ein detaillierter Blick ins Dossier zeigt, dass die Schweiz mit Wasserkraftwerken und Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen über eine hohe Flexibilität auf der Erzeugungsseite verfügt. Aber auch bei den neuen Stromverbrauchern (z.B. Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen) bestehen umfangreiche Möglichkeiten zur Flexibilisierung des Stromverbrauchs. So kann der Stromverbrauch verschoben und an die erneuerbare Stromproduktion angepasst werden. Technische Speichermöglichkeiten, wie zum Beispiel Power to Gas, erlauben es, künftig überschüssigen Solarstrom im Sommer zu speichern und bei erhöhtem Bedarf im Winterhalbjahr zu nutzen.

Erneuerbare Energien integrieren

Auch im Toggenburg sind wir gefordert, einen saisonalen Ausgleich der erneuerbaren Energien zu ermöglichen. Gemeinsam mit den Energieversorgern aus der Region prüfen wir stetig den Einsatz neuer Technologien. Andererseits kann immer noch viel Energie gespart werden. Denn rund 10 Prozent des Stroms verpufft in Schweizer Haushalten ungenutzt im Standby-Modus. Mit der Verwendung einer schaltbaren Steckerleiste lässt sich dies einfach per Knopfdruck verhindern.

Weitere Beratungsangebote und Energiespartipps finden Sie bei den entsprechenden Links.

Seit dem 1. Januar 2022 ist das neue Förderprogramm Energie 2021–2025 in Kraft. Das kantonale Programm zur finanziellen Unterstützung von erneuerbaren Energien beinhaltet nun erstmals auch die Förderung von Ladestationen mit Lastmanagement in bestehenden Bauten.

Der Kanton St. Gallen gab im «Nachtrag zum Förderungsprogramm Energie 2021–2025» bekannt, dass ab sofort auch Infrastrukturanlagen mit Lastmanagement zum elektrischen Laden von Elektrofahrzeugen gefördert werden. Beantragen kann die Fördergelder, wer die Installation von mindestens vier Ladestationen in nicht öffentlichen Einstellhallen von bestehenden Bauten plant. Bei gemischtem Nutzen (Wohnen/Nichtwohnen) ist zu beachten, dass die Nutzfläche Wohnen nicht weniger als 30 Prozent betragen darf.

Grosszügige Beiträge

Mit einem Maximalbeitrag von 25 000 Franken – nicht mehr als 35 Prozent der Investitionskosten – wird das Einrichten der Anschlussleitungen mit 300 Franken für jeden eingerichteten Parkplatz gefördert. Auch bei der Installation von mindestens vier betriebsbereiten Ladestationen wird der Kauf mit 800 Franken je Parkplatz grosszügig unterstützt.

Weitere Informationen zu den kantonalen Fördermassnahmen finden Sie hier.