Unbestritten ist 2020 ein Jahr, das in die Geschichte eingeht. Die Corona-Pandemie prägt das Leben der Menschen weltweit – nach wie vor und auch im Toggenburg. Noch sind die langfristigen Konsequenzen kaum einzuschätzen. Dem Menschen eigen ist aber auch, die positiven Seiten einer Krise zu erkennen und sein Hoffen in die Zukunft zu richten. Das möchten wir mit Ihnen: zurückschauen auf einige erfolgreiche Projekte im Energietal und optimistisch nach vorne blicken.
Die Zeit des Lockdowns im Frühling hat die Menschen weitgehend gezwungen für Arbeit und Schulunterricht zu Hause zu bleiben und auf gesellschaftliche, sportliche und kulturelle Aktivitäten zu verzichten. Hoch im Kurs standen und stehen teilweise bis heute einfache Unternehmungen wie spazieren, selber kochen, lesen. Diese Beschäftigungen brauchen Musse, aber wenig Ressourcen. Gezwungenermassen pflegten wir einen suffizienten Lebensstil und besannen uns auf eine neue Bescheidenheit – Hauptsache gesund.
Viele Leute fanden Zeit, sich mit dem eigenen Heim auseinanderzusetzen. Das zeigt die Zahl der Energieberatungen und die Nachfrage nach Förderung für Effizienzmassnahmen und erneuerbare Energien. Die Gemeinden Neckertal, Ebnat-Kappel, Nesslau und Wildhaus-Alt. St Johann verzeichnen überraschend viele Gesuchseingänge bei ihren Förderprogrammen. Ebenso ist in den Gemeinden Oberhelfenschwil, Bütschwil-Ganterschwil und Wattwil, die ihr Programm in diesem Jahr lancierten, die Nachfrage nach Förderung hoch.
Sehr gute Resonanz erzielt das Beratungsangebot «erneuerbar Heizen», das Hauseigentümer*innen beim Ersatz fossiler durch erneuerbare Heizsysteme unterstützt. Geradezu eingeschlagen im Tal haben die Duschbrausen-Aktion und die Obertoggenburger E-Bike Aktion. Auch die Photovoltaik-Aktion (PV) stösst auf reges Interesse. Mehr als 200 Personen besuchten eine Infoveranstaltung in Wattwil und Kirchberg oder einen Energieapéro in Oberhelfenschwil, Ganterschwil und Mosnang, um sich über die kostengünstige Installation einer eigenen Anlage zu orientieren.
Die Nutzung erneuerbarer Energien nimmt konstant zu. Vor allem zu erwähnen sind die grossen PV-Anlagen der IST AG, der Ebnat AG und der Dorfkorporation Ebnat-Kappel sowie der Zusammenschluss von Alt St. Johann und Unterwasser im neuen Fernwärmeprojekt der Ortsgemeinde Alt St. Johann. Ausserdem ist das Holzenergiezentrum Toggenburg mit Wärmeverbund in Nesslau 10 Jahre alt geworden.
Die Gemeinden Ebnat-Kappel, Nesslau und Wildhaus-Alt.St Johann sowie Kirchberg, Lichtensteig und Wattwil schreiten energiepolitisch voran und lassen ihre Energiekonzepte überarbeiten.
Einen Schwerpunkt haben wir auch im Bereich der Bildung gesetzt. Dazu gehörten verschiedene Vorträge und Führungen, die Jugendsolarwoche in Bütschwil, das Solarwerken auf
der Kinderbaustelle in Wil oder im Rahmen des Ferienpasses im Obertoggenburg.
Ebenso konnten wir die Zusammenarbeit mit verschiedenen Hochschulen etablieren. «Für die Erreichung unserer Ziele sind auch neue Partnerschaften nötig», ist unsere Präsidentin Patrizia Egloff überzeugt. Sie schaffen ihrer Einschätzung nach die Voraussetzung, Chancen für längerfristige Projekte im energie- und klimapolitischen Umfeld zu erkennen. «Wir möchten agieren und Akzente setzen, was mit der Verstärkung durch den neuen Geschäftsleiter wieder möglich wird», schaut sie optimistisch ins neue Jahr.